Vogelstimmenwanderung am 11. Mai 2014

Fast 30 Teilnehmer waren am frühen Sonntagmorgen zur traditionellen Vogelstimmenwanderung des OGV Grünberg in Grünberg gekommen. Sie wurden mit herrlichem Sonnenschein und frischer Mailuft belohnt, nachdem es in der Nacht noch starke Regenschauer gegeben hatte.

Als Vereinsvorsitzender Lothar Peter am Jakobsberg die Mitglieder und Gäste begrüßen wollte, erschien am blauen Himmel vom Tannenköppel her ein Roter Milan und segelte in Richtung Theo-Koch-Schule. Der jüngste Teilnehmer hatte den großen Vogel als erster gesehen. Er konnte ihn genau bestimmen und erklären, was ihn vom Schwarzen Milan unterscheidet.

Vogelstimmen3Vogelexperte und NABU Mitglied Wolfgang Trippner aus Stangenrod übernahm dann die Führung. Als Ortsbeauftragter für Vogelschutz (OBV) der Staatlichen Vogelschutzwarte hat er in den letzten Jahren die heimische Vogelwelt erkundet und konnte so über viele Details zum Lebensraum und zur Lebensweise der Vögel berichten.

Wolfgang Trippner veranschaulichte den oft weiten und gefährlichen Zug der Vögel in den Süden und zurück zu uns, den sie jedes Jahr absolvieren, um hier zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen. Beispielhaft wurde der Kuckuck genannt, der aus Afrika kommend seine Eier in fremde Nester legt. Im Zuge der Klima-Erwärmung kommen die anderen Vögel immer früher aus dem Süden zurück, auch weil sie einen kürzeren Weg haben, denn viele überwintern mittlerweile im näher gelegenen und klimatisch milden England. Es wurde bestätigt, dass der Kuckuck nicht vor Mitte April gehört wird, z.B. in Hattenrod. Zwei Teilnehmer hatten ihn unabhängig voneinander am 4. Mai zum ersten Mal vernommen, in Lauter Richtung Lochgarten/Georgenhammer. Die Gelegenheit, geeignete Nester zu finden, ist dann oft schon vorbei.

Vogelstimmen4Vom Tannenköppel zum Lauterer Wochenendgebiet begleitete die Gruppe der Gesang von Mönchs- und Gartengrasmücke, Zaunkönig, Tannenmeise und Rotkehlchen, von denen manche auch gut beobachtet werden konnten. Ein Sommer-Goldhähnchen, unsere kleinste Vogelart, war mit seinem hohen Ziepen zu vernehmen – später an den Fichten der Zufahrt zur Sportschule sollte dieser kleine Vogel aus 2 Meter Entfernung beim Baden in einer Regenpfütze beobachtet werden.

In der offenen Landschaft wurde der Gesang der Feldlerche vermisst. Bei ihrem Balzflug steigt sie laut singend so weit auf, dass man sie kaum noch sehen, aber immer hören kann. Sie grenzt mit diesem Verhalten ihr Revier gegenüber Konkurrenten ab. Hier sprach der Experte den Verlust dieses Lebensraumes für viele Vögel an, z.B. für Kiebitz und Rebhuhn. Durch eine veränderte Landwirtschaft entstehen ausgeräumte Landschaften, Wiesen werden in Ackerflächen umgebrochen. Ursache ist der steigende Bedarf an Rohstoffen, nicht nur zur Ernährung, sondern auch für Futtermittel und zur Bioenergiegewinnung.

Weiter führte der Weg sanft den Südhang bergab. In der Heckenlandschaft war die Goldammer zu hören, bevor im Mühlenweg der Siedlungsbereich erreicht wurde: Haussperling, Mauersegler, Mehlschwalbe und Hausrotschwanz sowie Rabenkrähe und Turmfalke wurden hier gesichtet.

Vogelstimmen2Am Kaiser wurden Singdrossel und Mönchsgrasmücke gehört und zwei Rote Milane am Himmel beobachtet, bevor es Richtung Waldschwimmbad weiterging. Philipp Müller Hillebrand berichtete, dass in früheren Zeiten hier ein Judenfriedhof bestanden habe. In der Nähe des Theo-Koch-Steins sprach er auch über das ehemalige HJ-Lager „Am Spitzen Stein“, das er selbst noch miterleben musste, das aber nach dem Ende des Krieges dann für einige Zeit als christliches Pfadfinder-Lager diente.
An der imposanten Wegkreuz-Linde mit nistenden Staren in einer alten Spechthöhle ging es nun bergauf und an der Sportschule vorbei.

Vogelstimmen5Die Wanderung endete nach 2 Stunden im Seminarhotel Jakobsberg, wo der Obst- und Gartenbauverein ein reichhaltiges Frühstück bestellt hatte. In der anschließenden Rückschau beantwortete Wolfgang Trippner noch viele Fragen und erhielt zum Schluss herzlichen Applaus von den Teilnehmern und den verdienten Dank des Obst- und Gartenbauvereins.

Bericht: Lothar Peter
Fotos: Doris Reith

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